6 | „Ein Denkmal des Glaubens …“

Abb. 12: Die Kirche wenige Jahre nach der Fertigstellung. Postkarte aus dem frühen 20. Jahrhundert. Quelle: Diözesanarchiv Erzbistum Hamburg

Im Frühsommer des Jahres 1893 war die Kirche fertiggestellt (Abb. 12). Zur Kirchweihe am 28. Juni reiste Bischof Höting aus Osnabrück an. In seiner Festpredigt bezeichnete Pfr. Harling die neue St. Marien-Kirche als „ein Denkmal des Glaubens an den einen und dreieinigen Gott.“ Über 2 000 Gläubige nahmen an dem Gottesdienst teil, darunter Delegationen des Senats und der Bürgerschaft. Offensichtlich wurde die Kirchweihe als ein Ereignis angesehen, das nicht nur die Katholiken der Hansestadt, sondern Hamburg als Ganzes betraf.

Wie sah der Kirchenraum im Jahr der Kirchweihe aus? Und wie entwickelte er sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten weiter?

Bildhauerarbeiten: Dominiert wurde der Raum vom Hochaltar, einem Werk des Osnabrücker Bildhauers Heinrich Seling (1843–1912). Von ihm, der auch als künstlerischer Berater von Bischof Höting tätig war, stammten auch die beiden Seitenaltäre (Abb. 13), die fast lebensgroße Marienfigur aus Sandstein (heute am linken Seitenportal) und der Taufbrunnen (heute im Zentrum der Kirche).

Abb. 13: Die Postkarte zeigt die Altäre der St. Marien-Kirche, gestaltet von Heinrich Seling: den Marienaltar, den Hochaltar und den Josephsaltar. Quelle: Diözesanarchiv Erzbistum Hamburg

Glasfenster: Fünf Buntglasfenster (auf Abb. 14 leidlich zu erkennen) schmückten den Chorraum. Sie wurden bei den Bombenangriffen auf Hamburg 1943 zerstört und nach Kriegsende durch Fenster im Stil gotischer Glasgemälde aus französischen Kathedralen ersetzt.

Glocken: Nach der Fertigstellung blieb die Kirche zunächst stumm. Erst 1901 erhielt sie ein Geläut, bestehend aus vier Bronzeglocken, die jedoch zu Beginn des Ersten Weltkriegs für die Rüstungsproduktion abgegeben werden mussten. 1928 wurde dieses erste Geläut durch vier neue Bronzeglocken ersetzt, doch ihnen erging es nicht besser: 1943 – Propagandaminister Joseph Goebbels proklamierte soeben den „totalen Krieg“ – mussten die Glocken abgegeben werden. Zum Glück wurden zwei von ihnen nach Kriegsende auf dem sogenannten „Hamburger Glockenfriedhof“ im Hafen entdeckt und zurückgegeben.

Abb. 14: Die älteste erhaltene Innenansicht der Kirche. Quelle: Diözesanarchiv Erzbistum Hamburg

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