5 | „Im gemessen wirkenden romanischen Stil …“

Abb. 10: Vorbild für die Gestaltung der Doppelturmfront: der Bremer Dom. Foto: Bernhard Kils

Doch wie sollte die neue Kirche aussehen? Die meisten evangelischen Kirchenneubauten in Hamburg wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Stil der Neogotik ausgeführt – man denke an die Kirchen St. Johannis in Harvestehude (fertiggestellt 1882) oder St. Gertrud auf der Uhlenhorst (fertiggestellt 1885). Der zuständige katholische Bischof von Osnabrück, Bernhard Höting, entschied sich dahingegen für eine Kirche im „ruhig und gemessen wirkenden romanischen Stil“. Offenbar wollte er einerseits einen eigenen Akzent setzen, gleichzeitig aber auch historische Kontinuität betonen.

Den Auftrag zur Erstellung der Baupläne erhielt der Architekt Arnold Güldenpfennig, der seit 1856 als Dombaumeister in Paderborn tätig war und bereits zahlreiche katholische Kirchen entworfen hatte – darunter drei Jahre zuvor die Propsteikirche Herz Jesu in Lübeck (fertiggestellt 1891). Güldenpfennig orientierte sich bei der Gestaltung der von Bischof Höting gewünschten Doppelturmfront am Bremer Dom (Abb. 10), wohl in Anspielung auf den heiligen Ansgar, der nach seiner Flucht aus Hamburg Erzbischof des Doppelbistums Hamburg-Bremen wurde (vgl. Roll-Up 1).

Abb. 11: Grundsteinlegung am 15. August 1890 mit Bischof Bernhard Höting aus Osnabrück. Quelle: Diözesanarchiv Erzbistum Hamburg

Im Januar 1890 waren die Pläne fertig, Ende Mai begannen die Bauarbeiten, am 15. August – dem Fest Mariä Aufnahme in den Himmel, dem Patronatsfest der Kirche – erfolgte die Grundsteinlegung mit Bischof Höting (Abb. 11). Der Bau schritt weiter rasch voran, schon im September 1891 konnte Richtfest gefeiert werden. Es folgte der Innenausbau, der allerdings wegen des Ausbruchs der Cholera in Hamburg im Sommer 1892 jäh unterbrochen werden musste. Das öffentliche Leben in der Stadt kam zum Erliegen, Schulen und Fabriken blieben geschlossen, auf der Baustelle wurden alle Arbeiten gestoppt. Diese letzte große Choleraepedemie in Deutschland forderte insgesamt rund 8 500 Tote. Erst nach zehn Wochen war das Schlimmste überstanden und die Bauarbeiten konnten wieder aufgenommen werden.

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